Sie sind auf der Suche nach dem richtigen Lektor/der richtigen Lektorin für Ihren Text?
Aber wer ist der oder die richtige (und gibt es einen falschen?) Wo und wie finden Sie ihn/sie? Und wie sprechen Sie ihn/sie an? Wird er/sie auch zu Ihnen passen? Können Sie ihn/sie rund um die Uhr anrufen? Soll er/sie um die Ecke wohnen? Oder ist räumliche Distanz angemessener? Suchen Sie jemand in einer bestimmten Altersgruppe, weil es dem Text vielleicht dienlich wäre? Oder suchen Sie jemand mit speziellen gärtnerischen, geografischen und/oder historischen Kenntnissen und einem Gespür für Kriminalistik?
Fragen, die Sie sich als Autor so oder so ähnlich möglicherweise stellen. Ganz gleich, was Sie suchen – mit den nachfolgenden Hinweisen wollen wir Ihnen helfen, den für Sie passenden Lektor zu finden.[1]
Sie haben also einen Text geschrieben und möchten diesen jetzt gern lektorieren lassen. Bedenken Sie dabei bitte, dass Lektoren unterschiedlichste Aufgaben wahrnehmen und Sie sich als allererstes darüber klar werden sollten, was Sie sich von Ihrem künftigen Lektor wünschen.
Was macht ein Lektor?
Sie als Autor sollten sich nun im Vorfeld – unabhängig vom Genre und der Textart – darüber Gedanken machen, welche Leistung(en) Sie sich von Ihrem künftigen Lektor wünschen und auch erwarten. Gleichzeitig befragen Sie Ihr Inneres, ob die gewünschte Leistung auch zu Ihrem derzeitigen Bearbeitungsstand passt.
Was heißt das?
Nun, ein Korrektorat ist wenig sinnvoll, wenn Ihr Text noch gar nicht fertig ist, möglicherweise Kapitel fehlen, die Textstruktur evtl. noch einmal überarbeitet werden muss. Andersherum: Verlangen Sie kein Lektorat, wenn Sie zunächst vielleicht nur eine erste Einschätzung Ihres Manuskripts wünschen. Seien Sie sich zudem im Klaren darüber, dass ein Lektor immer (mehr oder weniger umfangreiche) Änderungen an Ihrem Text vornehmen wird. Das ist sein Job und dient einzig und allein der Verbesserung Ihres Textes.
Wo und wie finde ich denn nun meinen Traumlektor?
Sie können – ganz klassisch – mit den Gelben Seiten beginnen. Allerdings sind die Suchmöglichkeiten dort sehr begrenzt. Im Internet können Sie wesentlich gezielter suchen, so zum Beispiel regional (wenn Sie dies wünschen oder es für die Bearbeitung des Textes erforderlich ist) oder überregional, nach fachlicher Qualifikation und angebotenen Dienstleistungen der Lektoren, nach ggf. erforderlichem Spezialwissen und/oder Sprachkenntnissen, nach Erfahrungen/Referenzen, Alter, Geschlecht … (Ja, möglicherweise erfordert der Text speziell ein weibliches oder männliches Lektorenauge, entweder mit möglichst viel Lebenserfahrung oder, im Gegenteil, mit möglichst viel Jugendsprache 2015 …)
Entsprechende Suchmöglichkeiten finden Sie zum Beispiel hier:
Vermeiden Sie durch eine zielgerichtete Suche, dass Sie einen Lektor anschreiben, der nahezu ausschließlich naturwissenschaftliche Fach- und Sachbücher bearbeitet, wenn Sie gerade in den letzten Zügen Ihres Fantasy-Jugendbuches liegen.
Apropos „Anschreiben“ – was gehört in eine „ordentliche“ Anfrage hinein?
... die selbstverständlich auch telefonisch erfolgen kann; aber auch dann sollten Sie gewisse Eckdaten parat haben. Denn nichts ist schlimmer als eine Anfrage wie: „Hallo, ich schreibe an einem Roman und suche einen Lektor, wie lange brauchen Sie und was kostet das?“
Formulieren Sie in wenigen Sätzen Ihr Anliegen: Wer sind Sie (Name, kurze Info zu Ihrer Person), um welche Art Text handelt es sich, Zielgruppe, geplanter Umfang des Manuskripts, derzeitiger Bearbeitungsstand, zeitliche Planung, welche Leistung wünschen Sie? Möglichst hängen Sie auch ein paar Probeseiten Ihres Textes an (bei wissenschaftlichen Texten zusätzlich den Arbeitstitel sowie die Gliederung). Auf dieser Grundlage kann sich jeder Lektor einen ersten Überblick verschaffen und entscheiden, ob das Manuskript fachlich zu ihm passt, er das Lektorat/die gewünschte Leistung gern übernehmen würde und auch, ob es in seinen Zeitplan passt.
Was kostet ein Lektorat?
Der Lektor wird, wenn gewünscht, ein oder zwei Seiten Ihres Textes probelektorieren, so sehen Sie als Autor die Arbeitsweise des Lektors, und er wird Ihnen einen Kostenvoranschlag für das gesamte Manuskript auf Basis der veranschlagten Normseiten unterbreiten können.
Was ist eine Norm- oder auch Standardseite?
Kein Text ist wie der andere und auch die angefragten Leistungen differieren stark – deshalb sind Angaben zu den Kosten für ein Lektorat immer erst nach Durchsicht Ihres Textes/einer Textprobe möglich. In der Regel berechnen Lektoren ihre Leistungen nach Seitenpreisen, manchmal auch nach Stundenhonoraren, eher seltener werden Pauschalhonorare vereinbart.
Exkurs: Honorare
Was muss ich noch beachten bzw. vor Arbeitsbeginn klären?
Telefonisch oder auch per Mail sind zwischen Autor und Lektor Details der praktischen (und technischen) Zusammenarbeit zu klären, je nach Auftrag zum Beispiel: Rechtschreibung nach Duden oder Wahrig? Korrekturen auf Papier, im Word-Änderungsmodus oder im PDF? Formatierungs-, Zitierregeln wissenschaftlicher Institutionen? Anzahl der Korrekturdurchgänge? Verwendung von Korrekturzeichen? Lieferung des Textes kapitelweise je nach Arbeitsfortschritt oder im Ganzen? Rechnungslegung nach Fertigstellung oder Vereinbarung von Abschlagszahlungen?
Neben diesen „harten Fakten“ spielen aber natürlich hier wie auch anderswo im Leben die sogenannten Soft Skills eine nicht unerhebliche Rolle. Die Kompetenzen im zwischenmenschlichen Bereich, die Kompatibilität von Autor und Lektor, schlicht: die Sympathie beider – all dies muss stimmen.
Wenn er vor Ihnen steht (oder sitzt, am anderen Ende der E-Mail- oder Telefonleitung), dann werden Sie ihn (hoffentlich) erkennen, den richtigen Lektor. Und dann steht einer erfolgreichen Zusammenarbeit im Sinne Ihres Textes nichts mehr im Weg!
[1] Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird nachfolgend nur die männliche Form verwendet; die weibliche Form ist selbstverständlich immer mit eingeschlossen.